Einladung an den inneren Heiler:
Heilung ist immer möglich – aber nicht machbar.
Das Einmalige an der homöopathischen Heilweise ist, dass ich mit dem ähnlichen Heilmittel im Grunde meine Krankheit einnehme! Denn das Heilmittel hat ja die Kraft, im Gesunden die „künstliche“ Krankheit hervorzurufen, die beim Kranken geheilt werden soll.
So findet in der homöopathischen Behandlung etwas statt, was jeder Heilung zugrunde liegt: Das Wahrnehmen, Achten und Annehmen von dem, was meine Lebenskraft durcheinandergebracht hat, was mich krank macht, was fremd ist, vielleicht feindlich, was ich nicht haben will, was ich verdränge, was mich schädigt: Meine abgelehnten, kranken, dunklen, verborgenen Anteile, meine Schatten. Krankheit als Ausdruck für ein verlorenes inneres Gleichgewicht, für einen noch nicht durchlaufenen Prozeß, für eine Energie, die mich schwächt und mir schadet.
Indem ich das homöopathische Heilmittel einnehme, konfrontiere ich mich mit der krankmachenden Energie. Indem ich eine Krise (z.B. ein Fieber oder eine andere Heilreaktion) durchlebe, integriere ich Abgespaltenes und werde ein Stück vollständiger und damit heiler.
Dieser Prozeß hat nichts mit Denken zu tun oder Wissen. Genausowenig mit Schuld am Kranksein. Wohl aber mit Bewußtheit im Umgang mit der Sprache der gestörten Lebenskraft. Und mit der Bereitschaft, ihren Signalen zuzuhören und sich den Kräften der inneren Quelle zu öffnen. Krankheit erinnert uns daran, dass die Verbindung zu unserem inneren Heiler gestört ist. Das homöopathische Heilmittel erinnert den Organismus daran, sich mit diesem inneren Heiler wieder zu verbinden.
In diesem Sinne ist Krankheit nicht einfach etwas Sinnloses, was „weggemacht“ werden muß. Krankheit ist wie Gesundheit Teil des Lebens und ein eigener Lebensausdruck, der mit Respekt und Achtung behandelt werden möchte. Wenn wir zulassen, dass das Leben uns auf dem Wege einer Krankheit befragt, wenn wir Raum für solche Fragen lassen, ohne eine Antwort parat zu haben, dann eröffnen wir damit einen Raum, in dem Antworten aus einer tiefen Quelle kommen können, die mit dem Verstand nicht erreicht werden kann. Aus der uns unsere Selbstheilungskräfte zufließen können. Dann können wir uns mit dieser Lebenskraft rückverbinden. Rückverbindung heißt auf Lateinisch Religio. Das hat in diesem Zusammenhang nichts mit Zugehörigkeit zu irgendeiner Kirche oder Konfession zu tun. Wohl aber mit einer spirituellen Dimension von Leben in Gesundheit und Krankheit. In diesem Sinn kann die Frage nach dem Sinn einer Krankheit zu einer sinngebenden Kraft im Leben werden.
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