Atomtechnologie
Atomwaffenverbot:
Seit 2021 ist der UN-Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) in Kraft. Der Vertrag verbietet Staaten, Atomwaffen zu testen, zu entwickeln, zu produzieren und zu besitzen. Außerdem sind die Weitergabe, die Lagerung und der Einsatz sowie die Drohung des Einsatzes verboten. Der Vertrag verbietet auch, solche Aktivitäten zu unterstützen, zu fördern oder einen anderen Staat dazu zu bewegen. Den Vertragsstaaten ist die Stationierung von Atomwaffen auf eigenem Boden verboten. 2022 fand die erste Konferenz der Vertragsstaaten in Wien statt.
Die IPPNW hat die Kampagne für die Ächtung von Atomwaffen (ICAN) ins Leben gerufen und arbeitet heute eng mit ihr zusammen. Deutschland ist dem Vertrag bisher noch nicht beigetreten. Ein wichtiges Ziel unserer Arbeit ist, die Bundesregierung zum Beitritt zu bewegen. https://www.ippnw.de/atomwaffen/atomwaffenverbot.html
Jeder Tag „Normalbetrieb“ zerstört Leben.
Nicht erst seit Fukushima ist ein sofortiger Ausstieg ohne Wenn und Aber überlebensnotwendig.
1.) Die gesamte Atomtechnologie beruht auf Uranabbau. Uranbergbau zerstört die Lebensgrundlage indigener Völker. Das Grundwasser wird kontaminiert, die Abraumhalden geben große Mengen radioaktiver Strahlung ab. Menschen erkranken und sterben jetzt und zukünftig an den Folgen des bis jetzt abgebauten Urans. Die Abbaugegenden werden verwüstet und unbewohnbar.
2.) Jeden Tag setzen Atomkraftwerke im Normalbetrieb neben vielen anderen Nukleiden z.B. radioaktives Tritium über Kamin und Abwässer frei. Von Industrie und Behörden wird das als harmlos kleingeredet. Mit Sauerstoff verbindet sich Tritium leicht zu „schwerem“ Wasser. Pflanzen, Tiere und Menschen können dies nicht von normalem Wasser unterscheiden. So gelangt es in alle Körperteile. Obwohl Tritium ein (relativ) schwacher Betastrahler ist, gelangt es dadurch an die strahlensensibelsten Bestandteile der Zellen und Gene. Die deutlich erhöhte Leukämierate von Kindern in der Umgebung von Kernkraftwerken z.B. ist eine der vielen Folgen.
3.) Jeden Tag werden Zehntausende von Beschäftigten in Kernkraftwerken einer – erlaubten - erhöhten Strahlendosis ausgesetzt. Grenzwerte und Strahlenpass sollen sie schützen. Es ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt: es gibt keinen Schwellenwert. Auch die kleinste Dosis kann Schäden auslösen.
Die Zahl der Krebskranken unter den Kernkraftwerksbeschäftigten wird nicht veröffentlicht. Besonders infam ist die massenhafte Beschäftigung von Leiharbeitern („Nuklear-Nomaden“) in Atomkraftwerken für besonders strahlenbelastete Arbeiten. Sie sind nicht nur besonders schlecht bezahlt. Für sie gelten auch noch höhere Grenzwerte als für Festangestellte. Und: Ihre Krankheiten und Krebstodesfälle erscheinen in keiner Statistik. Und keine Firma und kein Politiker ist verantwortlich für diese Opferung von Gesundheit und Menschenleben für den Normalbetrieb.
Die Berechnung der sog. effektiven Dosis als Grundlage sog. Grenzwerte kalkuliert ausschließlich mit Krebstoten. Kranksein, Siechtum, vorzeitiges Altern, Unfruchtbarkeit, Mißbildungen und andere nicht tödliche Kurz- und Langzeitfolgen spielen keine Rolle, ebenso nicht Todesfälle aufgrund von Strahlung (wie z.B. tödliche Herzmuskelschädigung), die nicht krebsbedingt sind. Außerdem sind die „erlaubten“ Strahlenbelastungen orientiert an einem gesunden Mann („Reference Man“). Die IPPNW (s.u.) fordert, den „Reference Man“ durch einen „Reference Embryo“ zu ersetzen.
4.) Untrennbar von der Atomtechnologie ist die sog. Wiederaufbereitung. 30 Jahre lang wurde verschwiegen, dass ein großes Gebiet um die russische WAA Majak unbewohnbar geworden ist. Täglich werden Luft und Gewässer um z.B. Sellafield und Le Hague kontaminiert. Täglich werden jetzt und in Zukunft Menschen, Tiere und Pflanzen dadurch geschädigt.
5.) Es gibt keine Lösung für die unschädliche Lagerung von Atommüll. Mit jedem Tag Normalbetrieb wächst der jetzt schon riesige Berg. „Endlagerung“ ist ein Wort des (Selbst-) Betrugs für jetziges Leben und für eine unendlich lange Spanne von zukünftigem Leben.
6.) Der Transport von Brennelementen (z.B. Castortransport) bedeutet jedesmal eine weitere Verbreitung von Niedrigstrahlung um die Behälter. Polizisten, Bahnbeschäftigte und alle Menschen an der Strecke sind davon betroffen.
7.) In deutschen Kraftwerken hat es Tausende von meldepflichtigen Störfällen gegeben. Oft gar nicht, z.T. mit monatelanger Verspätung gemeldet. Die Kriterien dafür wurden von Betreibern und Befürwortern aufgestellt. Bevor ein gemeldeter Störfall überhaupt behördlich untersucht wird, kommt von derselben Behörde stets Entwarnung. Es findet keine wirksame Kontrolle statt. Das betrifft unseren ganzen Globus: Ausgerechnet die Welt – „Gesundheits“ – Organisation (WHO) hat sich der Atomkontrollkommission der Atommächte und –betreiber ausgeliefert in einem schamlosen Vertrag, nachdem keine Stellungnahme ohne Einverständnis mit dieser Organisation abgegeben werden darf!
8.) Atomwaffen und Atomkraftwerke sind 2 Seiten einer Medaille. Beschäftigte bei der Herstellung, Wartung und Lagerung von Atomwaffen nehmen erhöhte Strahlendosen auf. Bis heute erkranken Überlebende der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki an Krebs und sterben daran als Folge der Strahlung, die vor 60 Jahren begann. 2059 Atomtests wurden von den Atommächten durchgeführt, davon 528 oberirdisch. Die davon herrührende anhaltende Strahlenbelastung hat in der Vergangenheit und Gegenwart Gesundheit und Leben beeinträchtigt und wird es auf unabsehbare Zukunft weiterhin tun. Aktuell haben die Atommächte über 20 000 Atomsprengköpfe. Davon sind über 5 000 unmittelbar einsatzbereit. Und fast
2 000 in ständiger Alarmbereitschaft! Allein die Option, andere Menschen mit einer Waffe zu bedrohen und zu erpressen, die auf unabsehbare Zeit Menschen und Natur zerstört, ist Ausdruck einer lebensverachtenden und größenwahnsinnigen Geisteshaltung, der nur durch einen vollständigen Ausstieg aus der Atomtechnologie Boden entzogen werden kann.
9.) Auch abgeschaltete Atomkraftwerke sind über Generationen hinweg Strahlungsquellen. Je länger sie laufen, umso mehr.
10.) Tschernobyl: Die offizielle Politik der unmittelbar beteiligten Regierungen lautet: „Es ist Zeit zu vergessen.“ „Es gibt keine schwerwiegenden Folgen“. „Rückkehr zur Normalität.“
Genau dasselbe ist schon längst in Deutschland geschehen. Als ob sich z.B. Cäsium aus Tschernobyl in Deutschland in Luft aufgelöst hätte. Gezielte Politik der Konzerne und Regierung und deren Weitertransport über die Mainstream – Medien trifft sich mit Verdrängung, Vergessen und Bequemlichkeit der Bevölkerung.
Zu den über 1 Millionen Tschernobyl-Toten, zu den Millionen von dadurch kranken, mißgebildeten und geschädigten Menschen kommen täglich und zukünftig weitere dazu. „Rückkehr zur Normalität“ gibt es mit dieser Technologie nicht. Eine weitere, im öffentlichen Bewußtsein völlig ausgeblendete menschliche Tragödie: Nach Tschernobyl gab die Regierung an Behörden, Gesundheitsämter und medizinisches Personal die Anordnung, Krankheiten infolge der Tschernobylkatastrophe nicht als Folgeschäden anzuerkennen. Betroffenen wie Angehörigen von Betroffenen wurde „Radiophobie“ (Strahlenangst) unterstellt. Das hat millionenfach schwere Traumatisierung von ohnehin schwer geschädigten Menschen zur Folge. Das bedeutet Beschämung, Isolierung und Demütigung. Den Betroffenen wird ihre Würde genommen. Und die Würdigung ihres Leidens. In Deutschland erfahren Umwelterkrankte immer wieder das Gleiche. Ob bei Holzschutzmitteln, Asbest, Radar, Elektrosensibilität – das reale Leiden wird durch Nichtanerkennung massiv verstärkt.
11.) Fukushima: Die größte aller bisher dagewesenen Atomkatastrophen läuft ungebremst; schon nach 3 Wochen hatte Radioaktivität von Fukushima die halbe Nordkugel erreicht; ständig wird Plutonium, das giftigste aller Elemente, freigesetzt; Luft, Wasser und Erde sind bereits jetzt im weiten Umkreis von Fukushima in einem Ausmaß mit einem besonders gefährlichen Mix von radioaktiven Elementen so stark kontaminiert, dass schon mit den groben Maßstäben von Tschernobyl große Teile Japans und Umgebung evakuiert werden müßten. Trotzdem: auch in Deutschland sind Regierung, Presse und öffentliches Bewußtsein schon wieder „zur Normalität“ zurückgekehrt, während sich jetzt in Fukushima Kernschmelzen und Durchschmelze ereignen, die in unvorstellbarer Weise alles Leben der Erde bedrohen.
12.) Unmittelbar nach Beginn der Katastrophe von Fukushima hat die Bundesregierung die Grenzwerte für die Verstrahlung von Lebensmitteln heraufgesetzt! Würden z.B. Kinder die jetzt auf einmal erlaubten Lebensmittel zu sich nehmen, so bedeutet das rechnerisch eine Inkaufnahme von mehreren Hundert bis
4 000 zusätzlich krebstoten Kindern pro Jahr. (Gesellschaft für Strahlenschutz e.V.)
13.) Der Beschluß der Bundesregierung zum „Atomausstieg“ bedeutet einen Blankoscheck für die Betreiber, wenigstens die nächsten 11 Jahre weiterzumachen. Mit allen Konsequenzen des Normalbetriebs (s.o.) schon ganz ohne ein neuerliches Harrisbourg, Tschernobyl oder Fukushima! Und mit der Möglichkeit, auch noch Milliarden an „Schadensersatz“ zu kassieren. Und gleichzeitig das nächste Geschäft mit monopolisiertem Strom z.B. aus riesigen Windkraftwerken zu machen, statt Energie dezentral nachhaltig da zu produzieren, wo sie gebraucht wird.
14.) Dieser Blankoscheck ist zugleich eine Inkaufnahme einer weiteren, jederzeit möglichen, jederzeit noch größeren Katastrophe. „Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW kritisiert den Beschluß der Regierungskoalition, die Bevölkerung weitere 3.650 Tage der Gefahr eines Super GAU im dicht besiedelten Deutschland auszusetzen, als verantwortungslos.“ (Presseinformation vom 30.5.2011 der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung IPPNW).
15.) Vielen mag der Regierungsbeschluß als Fortschritt erscheinen. Tatsächlich garantiert er das ständige Fortschreiten lebenszerstörerischer Prozesse.
Fortschritt kann in meinen Augen nur bedeuten, den Selbstheilungskräften der Erde und aller Lebewesen wieder mit Ehrfurcht und Dankbarkeit zu begegnen und sie zu unterstützen statt zu untergraben. Liebe zum Leben erfordert den Fort – Schritt aus der Atomtechnologie ohne Wenn und Aber. Jetzt!
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